Vorbereitung
Die Vorbereitung zu dieser Reise hat genaugenommen am 11. August vor fast sieben Jahren begonnen. Damals haben wir die totale Sonnenfinsternis in Frankreich bei einigermaßen gutem Wetter erleben dürfen, wollten aber auf jeden Fall versuchen zur nächsten totalen Finsternis die sich in der Nähe abspielt zu kommen.
Mit der eigentlichen Planung konnte auf Grund der Hochschule jedoch erst recht spät begonnen werden, so dass wir uns für einen Flug mit Turkish Airlines entschieden, wo wir zusätzlich die Möglichkeit hatten den Zwischenstopp in Istanbul für eine Besichtigung dieser Stadt zu nutzen. Dazu bald mehr auf Fotowald.de. (Es sind Antalya, Alanya, Aspendos und Istanbul online! Die Links öffnen sich in einem neuen Fenster)
Die schwierigste Aufgabe war es auszusuchen welche Geräte mitgenommen werden und wie man die 3min 45s optimal nutzen kann, sowohl fotografisch, als auch, und vor allem, visuell. Entschieden hab ich mich schließlich für mein ETX90 (Maksutov mit 90mm Spiegel und 1250mm Brennweite), meine D70 mit einem 500mm/8 T-2 Objektiv und Winkelsucher, damit die Sonne aus einer günstigen Position im Sucher eingestellt werden kann. Dazu kam noch meine Powershot A95, welche ferngesteuert alle 15s ein Bild aufnehmen sollte. Das 500mm Objektiv und das ETX wurden mit fotografischer Sonnenfolie bestückt und das ETX zusätzlich auch noch mit visueller Folie für die Beobachtung nach dem 3. Kontakt. Fotografieren wollte ich dann erst durch das ETX die partielle Phase und den Diamantring und dann die Korona mit dem 500mm Objektiv.
Vor Ort haben wir uns einen schönen Platz am Strand gesucht. Auch wenn es durch den Sand etwas schwieriger war die Geräte sicher aufzubauen haben wir den Strand dem von Menschen überlaufenem Hotelgelände vorgezogen. Die Befürchtung, dass es auch am Strand eng werden könnte hat sich glücklicherweise nicht erfüllt.
Partielle Phase
Die Zeit zwischen dem 1. und 2. Kontakt haben wir in erster Linie damit zugebracht die Nachbarn kennenzulernen und sich immer mehr auf die eigentliche Totalität zu freuen, da nur einige winzige Zirren am sonst makellos blauen Himmel zu sehen waren. Ab einem Bedeckungsgrad von etwa der Hälfte der Sonne hat man deutlich gemerkt, dass die Umgebung dunkler wurde und es wurde auch zunehmende kühler. Besonders der Temperaturabfall war bei dieser Sonnenfinsternis für mich besonders beeindruckend. Dadurch, dass ich die ganze Zeit mit kurzer Hose und barfuss im Sand gesessen habe wurde der Temperaturabfall zu einer art Ganzkörpererfahrung, welche in der Art wohl nur bei so einem Wetter und am Strand oder in der Wüste möglich ist. Kurz vor dem 2. Kontakt war ich dann froh trotz der 25°C und Sonne am morgen einen Pullover zur Hand zu haben. Bereits einige Zeit vor dem 2. Kontakt war der Schatten im Südwesten am Horizont zu erkennen.
Totalität
Und dann kam der 2. Kontakt. Der Moment in dem alle Pläne für die Beobachtung und die Fotos gleichzeitig verloren gehen. Der Kernschatten war deutlich über dem Meer zu erkennen wie er auf einen zukam. Die Sonne zeigte sich jetzt als der berühmte Diamantring. Die geplanten Fotos davon sind nicht entstanden, da der Eindruck doch zu überwältigend war und ich schlicht nicht weggucken wollte um den Filter zu entfernen und abzudrücken. Erst nach einer ganzen Weile hab ich den Filter vom ETX entfernt und dann immer noch die große Protuberanz und die Photosphäre auf den Chip gebannt.
Wärend es jetzt ziemlich dunkel war hab ich zuerst durch das ETX die Protuberanzen beobachtet um dann aufzuschauen und erst jetzt die wunderschöne Minimumskorona zu sehen. Der Anblick im Feldstecher war schlicht unbeschreiblich. Kein Foto der Welt kann diesen Anblick wiedergeben.
Trotzdem wollte ich versuchen die Korona auf den Chip zu bannen und hab mich der D70 und dem 500mm Objektiv zugewendet und eine Belichtungsreihe angefertigt. Wären der Zeit hab ich den Horizont betrachtet. Die gut 60km entfernten, schneebedeckten Berge hinter Antalya waren plötzlich wieder sichtbar. Den Vormittag waren die Berge hinter einer bodennahen Dunstschicht nicht zu sehen, jetzt aber, wo sie nur von hinten beleuchtet wurden waren sie wie bei einem Scherenschnitt klar und deutlich zu erkennen. Auch hat man gesehen wie der Horizont langsam immer heller wurde. Das kündigte den herannahenden 3. Kontakt an. Wiederum war der Eindruck dessen was um einen herum geschah zu überweltigend um das lange geplante Fotoprogramm durchzuziehen. So hab ich dann auch den zweiten Diamantring nur mit 70mm Brennweite (statt 300mm wie geplant) und einer viel zu langen Belichtungszeit erwischt. Aber: Who cares? Ich hab ihn ja LIVE gesehen!
Wärend der ganzen Zeit hat meine vom Notebook gesteuerte Powershot alle 15s ein Bild vom Horizont gemacht, wo im Nachhinein sehr schön der herannahende und noch sehr viel deutlicher der wieder wegeilende Schatten zu sehen ist. Da ich korrekt belichtete Fotos haben wollte hab ich die Kamerasteuerung der Automatik überlassen. Um trotzdem den Helligkeitsabfall und anschliessenden Anstieg zu dokumentieren hab ich die EXIF Daten der einzelnen Bilder ausgelesen und in eine Grafik gepackt.
Das waren vermtlich die faszinierendsten 3 3/4 Minuten am Himmel die man sich vorstellen kann.
nach dem 3. Kontakt
Das Gefühl kurz nach dem dritten Kontakt ist nur schwer zu beschreiben. Da hatte man sich Jahre lang auf die Finsternis gefreut und auf einmal ist alles vorbei und in unserem Fall absolut perfekt abgelaufen. Viele Leute sind fast direkt wieder an die Cocktailtheke und den Pool zurückgekehrt, die meisten jedoch sind geblieben und haben, deutlich entspannter und ausgelassener als vor dem 2. Kontakt, beobachtet wie es wieder wärmer wurde und die Sonne wieder zu alter Kraft zurückkehrte. Diese Zeit bietet sich geradezu an weitere interessante und witzige Fotos zu machen. Besonders auffällg waren die Schatten. Wie schon bei der 1999er Finsternis waren auf dem Boden überall kleine Sicheln zu sehen, wo die Sonne wie durch eine Lochkamera auf den Boden projeziert wurde. Alle Schatten waren unsymmetrisch, so war immer eine Seite schärfer als die andere, was besonders beim Schatten der eigenen Haare lustig aussah.
Die Sonne hab ich in dieser Zeit visuell durch das ETX beobachtet, wo deutlich das gezackte Mondrandprofil am Mondsüdpol zu sehen war, oder wie die kleinen Sonnenflecken wieder aufgetaucht sind.
Nur sechs Stunden nach der Finsternis fand der Sonnenuntergang hinter Wolken statt. Manchmal hat man einfach Glück, oder hatte Murphy womöglich nur einen Einsatz verschlafen? :-)
Einen guten Tag später wurde dann die 36 Stunden alte Mondsichel zwischen einigen Wolken sichtbar. Sie war jetzt schon wieder zu 2.4% beleuchtet.
Fazit
Die Reise zur Sonnenfinsternis war ein voller Erfolg und diese wird ziemlich sicher nicht die letzte totale Sonnenfinsternis gewesen sein welche ich Live sehe. Die nächste totale Sonnenfinsternis in Sibirien (Novosibirsk) am 1.8.2008 lässt allerdings noch etwas auf sich warten. - Mittlerweile ist dieses Datum auch schon wieder Geschichte. Beobachtet habe ich die hier nur partielle Finsternis in Bath.
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